Barrierefreiheit in der digitalen Welt
Barrierefreiheit betrifft alle
Ca. 10% der Weltbevölkerung leiden in irgendeiner Form an einer Beeinträchtigung. Übergeordnet unterteilt man in vier Kategorien:
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Sehvermögen: Umfasst komplette Blindheit, Sehschwäche und Farbenfehlsichtigkeit/Farbenblindheit.
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Hörvermögen: Umfasst verschiedene Schweregrade von Hörverlust bis zur Gehörlosigkeit.
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Bewegungsfähigkeit: Umfasst Bewegungsbehinderungen auf physischer, neurologischer oder genetischer Basis, welche zu Schwäche oder Kontrollverlust der Gliedmassen führt.
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Kognitive Beeinträchtigung: Umfasst ein breites Spektrum von kognitiven Beeinträchtigungen (geistige Behinderung, psychische Erkrankungen, Lernbehinderungen, aber auch Denk- und Erinnerungsschwierigkeiten, die mit dem Alter auftreten können).
Da Beeinträchtigungen aber auch temporär und/oder situationsbedingt auftreten können, betrifft Barrierefreiheit alle: Wie schnell kann es passieren, dass man mit dem Fuss umknickt und sich das Gelenk verstaucht. Oder man vergisst die Lesebrille zu Hause und ist damit kurzzeitig im Sehvermögen eingeschränkt. Auch ganz triviale Dinge, wie zu laute Musik in einer Bar, können Menschen beeinträchtigen, da so Gespräche in normaler Lautstärke nicht mehr möglich sind.
Von barrierefreien Inhalten profitieren alle
Um also Inhalte einem möglichst grossen Publikum zugänglich zu machen, sollten diese barrierefrei gestaltet sein. Dies verursacht manchmal einen kleinen Mehraufwand, lohnt sich aber auf alle Fälle: Es erleichtert nicht nur Menschen mit Beeinträchtigung den Zugang zu den Inhalten, auch alle anderen profitieren davon.
Beispielsweise genug Kontrast zwischen Schriftfarbe und Hintergrund. Für Menschen mit Sehbehinderung ist dies essenziell, um Texte lesen zu können. Aber auch für andere Personen ist es vorteilhaft, wenn z.B. ein News-Artikel unterwegs mit dem Smartphone gelesen wird und die Sonne ins Display scheint.
Oder Untertitel für Videos: Gehörlose können so die Inhalte lesen. Aber auch jemand, der im Zug sitzt und keine Kopfhörer hat, kann das Video schauen, ohne andere Passagiere zu stören.
Barrierefreie Inhalte bringen also für alle Konsumenten einen Mehrwert. Als netter Nebeneffekt wirken sich viele Optimierungen auch positiv auf die Suchmaschinenoptimierung aus.
Konkrete Optimierungsmöglichkeiten
Wie lässt sich nun aber konkret die Barrierefreiheit verbessern? Im Folgenden sind einige Massnahmen aufgelistet, die sich einfach umsetzen lassen. Die genannten Optimierungen sind auf Webseiten, Webapps und Newsletter ausgerichtet, lassen sich jedoch vielfach auch auf andere Medien anwenden oder adaptieren.
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Bilder mit alt Attribut ausstatten (Beschreiben was im Bild zu sehen ist. Falls es sich nur um ein dekoratives Bild handelt, ein leeres alt Attribut hinzufügen)
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Text nicht als Bild einfügen (und sonst zumindest im alt Attribut erfassen)
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Einfache Satzstrukturen verwenden und unnötig komplizierte Formulierungen vermeiden
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Aussagekräftige Titel verwenden
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Lange Texte mit Zwischentitel versehen
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Semantisch richtige Tags für Titel verwenden: heading 1 – 6 (<h1> - <h6>)
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Semantische Struktur für Inhalte korrekt verwenden
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Aussagekräftiger Text für Links («für mehr Informationen klicken Sie hier» vermeiden)
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Video mit Untertitel versehen
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Genügend Kontrast von Schrift zu Hintergrund (und auch von interaktiven Elementen, wie Navigation und Links)
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Digitale Inhalte sollen geräteunabhängig konsumiert werden können (Responsive Webdesign und Progressive Enhancement)
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Bilder auf richtige Grösse zuschneiden (Dateigrösse beeinflusst die Ladezeit der Webseite)
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Immer sichtbare Labels für Inputfelder in Formularen (das placeholder Attribut ist kein Ersatz für Labels!)
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Interaktive Elemente sollten auch ohne Maus (nur mit Tastatur) aktivierbar und als solche erkennbar sein
Und wie geht’s weiter?
Viele der Massnahmen, um digitale Inhalte barrierefrei zu gestalten, lassen sich mit wenig Aufwand umsetzen, aber nicht alle sind inhaltlicher Natur. Einige basieren auf technischen Optimierungen oder benötigen eine Anpassung des Designs oder der Struktur. Deshalb ist es wichtig, dass alle Projektbeteiligten in die Umsetzung miteinbezogen und auf die Wichtigkeit des Themas hingewiesen werden. Bei neuen Projekten sollte die Barrierefreiheit von Anfang an miteinfliessen und als zentraler Aspekt betrachtet werden. Sorgen Sie dafür, dass auch in der digitalen Welt das Geländer nicht fehlt. 😉